Die Brüder Wolf und Eckert Seesselberg aus Hamburg hatten Anfang der Siebziger Jahre den wohl ersten funktionierenden Syntheziser in Deutschland gebaut. Zwischen 1971 und 1973 hatten die beiden Electronic Pioniere eigene Kompositionen erschaffen und auf Band archiviert. 1974 wurden 9 dieser Tracks, mit einer Spielzeit von 1 Minute bis 10.42 Minuten, als "Synthetik 1." unter dem SEESSELBERG Banner, mit einer Auflage von 1.000 Stück veröffentlicht. Die Musik von Seesselberg ist ziemlich radikal. Es gibt keine Rhythmen, und eigentlich auch keine Melodien - allenfalls Fragmente davon. Im wesentlichen bestehen die Stücke aus elektronischen Geräuschen - Fiepen, Zischen, Quietschen, Klopfen (das live aufgenommene Nr. 8 besteht fast nur aus solchem) - die scheinbar wahllos hervorgebracht wurden, mal wild und hektisch durcheinander purzelnd, mal geradezu in Zeitlupe aus dem Lautsprecher fließend. Man muss schon sehr konzentriert und mit einiger Geduld zuhören, um wahrzunehmen, dass diese Musik auf ihre ganz eigene Weise doch eine Art Struktur hat. die frühen CLUSTER / KLUSTER gehen in eine ähnlich kompromisslose Richtung, wenn auch wieder auf ganz andere Art. Während KLUSTER gewaltige, bedrohliche Klanggebirge auftürmen, schwebt die Seesselberg-Musik eher wie eine abstrakte Plastik im Raum und hat bei aller sperrigen Schroffheit doch auch etwas filigranes. Wer blubbernde Sequenzen Berliner Prägung oder wohlig wabernde kosmische Musik sucht, liegt hier eindeutig falsch. Für Liebhaber experimenteller Klänge ist "Synthetik 1" dagegen rundum empfehlenswert! 2002 hatte das Plate Lunch Label das Debutalbum auf CD veröffentlicht.
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